Frank Pingel, 1. stellv. Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion

Rede zum TOP 9 der 12. Sitzung des Rates am 23.03.2004

Standortkonzept zur Weiterentwicklung der innerstädtischen Einzelhandelsstruktur Bremervördes (Bau eines Fachmarktzentrums)

Herr Vorsitzender,

Herr Bürgermeister,

meine Damen und Herren,

heute wird der Rat eine Entscheidung treffen, die nicht ohne Auswirkungen auf die Bremervörder Innenstadt und den hiesigen Einzelhandel sein wird. Das Investitionsvorhaben, ein Fachmarktzentrum mit sechs Discountmärkten und etwa 3.000 m² Verkaufsfläche zu schaffen, hat in der Stadt Bremervörde eine harte und teilweise auch emotionsgeladene Debatte ausgelöst.

Die Begutachtung des von den Investoren geplanten Projektes hat klar ergeben, dass wir hier einen Grenzfall ( ...das Fachmarktzentrum sei städtebaulich noch verträglich...) vorliegen haben. Der Rat hat nunmehr zu entscheiden, welche Argumente schwerer wiegen:

einerseits:

-       ist die bereits hohe Kaufkraftbindung in Bremervörde kaum noch steigerungsfähig

andererseits

-       würde die Realisierung des Fachmarktzentrums einer dynamischen Weiterentwicklung Bremervördes als Mittelzentrum Rechnung tragen;

einerseits

-       Ist der Standort Bremer Straße/Schubertstraße nur eine Einzelhandelsnebenlage und es sind nahezu ausnahmslos zentrenrelevante Sortimente geplant

andererseits

-       Ist der Standort zentrumsnah und die Innenstadt noch fußläufig erreichbar. Ebenso ist die Bremer Straße bereits jetzt siedlungsstrukturell in die Kernstadt integriert und mit mehreren Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben ausgestattet.

einerseits

-       ist das Eintreten von Umsatzumverteilungen in der Hauptgeschäftslage der Stadt zu erwarten

andererseits

-       tragen großflächige Fachmärkte dem geänderten Verbraucherverhalten Rechnung, d.h. ihr Marktanteil ist gestiegen und wird, so wird prognostiziert, auch in Zukunft steigen. Somit laufe die Stadt Bremervörde Gefahr, ohne die Ansiedlung des geplanten Fachmarktzentrums an Konkurrenzfähigkeit und somit Kaufkraft gegenüber anderen Standorten, und hierzu zähle ich natürlich auch die benachbarten Grundzentren, zu verlieren.

Aufgabe jedes Ratsmitgliedes ist es nun, zwischen diesen Argumenten abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen.

Seit Bekanntwerden des konkreten Investitionsvorhabens und seiner Ausmaße hat eine lebhafte öffentliche Diskussion über das Für und Wider eines Fachmarktzentrums, welches mit rund 20 Mio € Investitionsvolumen veranschlagt ist, eingesetzt.

Meine Fraktion hat in mehren Gesprächen mit den Vertretern der Werbegemeinschaften sowie weiteren Einzelhändlern aus der gesamten Kernstadt die Meinung des örtlichen Handels hinterfragt und in ihre Entscheidungsfindung mit einbezogen.

Meine Damen und Herren, durch den Umstand, dass die Bremervörder Zeitung durch die Einzelhandelsnutzung ihres Verlagsgebäudes in der Marktstraße eigene Interessen vertreten hat, hat in der Presseberichterstattung der BZ eine klare negative Tendenz zu den Planungen vorgeherrscht. Wir haben in unseren Gesprächen ein vielschichtigeres Meinungsbild erkannt, nach dem die Zustimmung oder Ablehnung eines Fachmarktzentrums in vielen Fällen auch von der eigenen geographischen Lage abhing. Leider haben die zu einem Fachmarktzentrum positiv eingestellten Kaufleute aufgrund der in der Stadt vorherrschenden Meinungsführerschaft der Gegner ihre Ansicht nur selten und wenn ja, ohne Namensnennung, und meist nicht in der Bremervörder Zeitung, mitgeteilt.

Unsere Fraktion hat sich von diesem Ungleichgewicht in ihrer Entscheidung nicht beeinflussen lassen.

Wir haben die Ergebnisse der von der GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung erstellten Gutachten in Bezug auf

-       die Standortbewertung,

-       die Auswirkungen auf die Kaufkraft,

-       der objektrelevanten Wettbewerbssituation in Bremervörde

-       der möglichen raumordnerischen und städtebaulichen Auswirkungen eines Fachmarktzentrums

-       sowie, in einem Folgegutachten, die Gegenüberstellung von insgesamt sieben Standortalternativen

genau analysiert und dabei alle Anregungen und Einwendungen von Einzelhändlern und Anliegern sowie die Ergebnisse der öffentlichen Bürgerbeteiligung vom Januar mit einbezogen. Der Verwaltung sei an dieser Stelle für die sorgfältige und umfangreiche Aufbereitung aller für die Entscheidung notwendigen Unterlagen nochmals gedankt.

Auch die Ergebnisse der nach unserer fraktionsinternen Abstimmung von Mitte Februar gegründeten Initiative „Unser Bremervörde“ haben wir zur Kenntnis genommen.

In unserer Fraktion herrscht mehrheitlich die Meinung, dass eine Erweiterung des bestehenden qualitativ hochwertigen Angebotes um mehrere Discountmärkte im unteren Preissegment gebündelt an unmittelbarer Grenze zur Hauptgeschäftslage und mit 200 attraktiven Parkplätzen versehen eine Steigerung der Attraktivität Bremervördes als Einkaufsstadt insgesamt bedeutet. In der Vorabstimmung haben sich 17 von 18 anwesenden Mitgliedern für die Annahme des Standortkonzeptes zur Weiterentwicklung der innerstädtischen Einzelhandelsstruktur ausgesprochen. Ich gehe davon aus, dass sich dieses Ergebnis auch in der heutigen abschließenden Abstimmung wiederfinden wird.

Abschließend noch ein Ausblick auf die Zukunft:

Im Verlaufe dieses Jahres wird die bereits im Haushalt eingeplante Untersuchung zur Weiterentwicklung der innerstädtischen Einzelhandelsstruktur durchgeführt.

Im Falle der Realisierung des Fachmarktzentrums sehen wir es als eine wichtige Aufgabe an, die fußläufige Anbindung der Innenstadt an den Bereich Bremer Straße/Hagenahstraße der neu entstehenden Situation anzupassen. Hierzu erwägen wir eine Wiederaufnahme des Ende der Achtziger Jahre aufgrund des Widerstandes einiger Grundeigentümer eingestellten Bebauungsplanverfahrens Nr. 63 c  für das Gebiet zwischen Alter Straße, Bremer Straße, Hagenahstraße und Bahnhofstraße. Wir werden in unserem Bemühen, die Anbindung des Gebietes südlich der Alten Straße an die direkte Innenstadt zu verbessern, nur erfolgreich sein, wenn der örtliche Einzelhandel mitzieht. Daher werden wir auch hier rechtzeitig Kontakt mit den Werbegemeinschaften, den betroffenen Grundeigentümern und neu der Initiative „Unser Bremervörde“ aufnehmen, um hier zu gemeinsamen Lösungen zu kommen.

 

Herzlichen Dank.  

 

 

zurück