Pressemitteilung

Klausurtagung in pommerscher Einsamkeit

Bremervörder CDU informierte sich über Landwirtschaft und Kommunalpolitik in Polen

  

Külz/Bremervörde. Im Rahmen der mehrtägigen Klausurtagung in Külz haben die zwölf Mitglieder der Bremervörder CDU, davon neun Ratsmitglieder, über kommunalpolitische Probleme diskutiert und sich über die Geschichte der Bismarcks in Pommern sowie über die polnische Landwirtschaft informiert. Der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes Bremervörde, Frank Pingel, hat die Tagung geleitet und die Beratungen über die Gemeindefinanzen und die Bürgermeisterkandidatur moderiert. Am zweiten Tag stand ein Besuch im sechs Kilometer entfernten Kniephof auf dem Programm. Hier ist der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck aufgewachsen.

Besuch in Kniephof

Kniephof, heute Konarzewo,  macht einen verkommenen Eindruck. Das alte Gutshaus ist nicht mehr bewohnt und verfällt zunehmend. In der schönen Landschaft hat der junge Otto von Bismarck seine ersten Kindheitsjahre verbracht. Während seiner Schulzeit in Berlin hat er sich stets nach Kniephof und der dortigen freien Natur gesehnt. Noch im Alter hat er Kniephof als das Paradies der Kindheit bezeichnet und berichtet, wie er während des Schulunterrichtes von Kniephof geträumt und die Stunden bis zum nächsten Ferienbeginn gezählt habe.

Die CDU-Delegation aus Bremervörde hat sich aber auch mit den aktuellen Problemen Polens befasst und die Situation in der Landwirtschaft analysiert. Polen, so war zu erfahren, gehört zu den östlichen Ländern, die zielstrebig die Mitgliedschaft in der EU ansteuern. Der Beitritt wird im Mai 2004 erfolgen. Allerdings sind gewaltige Anstrengungen erforderlich, um dieses Land fit für die EU zu machen.

 Landwirtschaft hat große Probleme

Schwierig dürfte dies vor allem werden, weil die polnische Landwirtschaft sehr kleine Strukturen hat. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei etwa sieben Hektar. Polen bildete im Ostblock eine Ausnahme, weil es als einziges Land seine Landwirtschaft nicht vollständig kollektivierte. Achtzig Prozent der Landwirtschaft blieben auch unter dem Sozialismus privat. Von den zwei Millionen landwirtschaftlichen Betrieben mit mehr als einem Hektar Fläche produziert nur eine knappe Million überwiegend für den Markt. Rund 300.000 Betriebe produzieren ausschließlich für den Eigenbedarf, und 760.000 Betriebe verkaufen lediglich den nicht benötigten Überschuss ihrer vorwiegend auf Eigenversorgung ausgerichteten Betriebe. Nach offiziellen Angaben arbeiten immer noch etwa 30 Prozent der polnischen Erwerbstätigen in der Landwirtschaft. Jedoch sind viele davon offen oder versteckt arbeitslos oder schon im Rentenalter oder überwiegend im Haushalt beschäftigt. Genau die Hälfte der in der Landwirtschaft Beschäftigten sind Frauen. Aber die Trennlinie zwischen Hauswirtschaft und Betrieb kann keineswegs so scharf gezogen werden wie in Deutschland. Den Strukturwandel in der Landwirtschaft haben die Bauern noch vor sich. Dieser wird jedoch dadurch erschwert, dass es für die ausscheidenden Arbeitskräfte weder Arbeit in den ländlichen Regionen noch Arbeitslosenunterstützung gibt.

 Flächenerwerb kaum möglich

Die wirtschaftliche Verflechtung Polens mit der EU ist bereits sehr eng. Etliche westliche Unternehmen, darunter auch deutsche, investieren in die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in die Lebensmittelproduktion. Erleichtert wird ihr Engagement dadurch, dass nach polnischem Recht auch für Ausländer der Kauf von Gewerbeflächen und Immobilien möglich ist.

 Anders sieht es in der Landwirtschaft aus. Nach polnischem Recht ist es Ausländern nicht möglich, landwirtschaftlichen Grund und Boden zu kaufen. Sie können dies nur zusammen mit polnischen Staatsbürgern im Rahmen einer Gesellschaft mit polnischer Mehrheit oder mit Sondergenehmigung des Innen- und Landwirtschaftsministeriums. Auch die Pacht ist genehmigungspflichtig.

 In einer weiteren Klausurtagung will die Bremervörder CDU in Külz die Auswirkungen des Beitritts Polens in die EU für Deutschland behandeln. Ebenso sollen Gespräche mit polnischen Kommunalpolitikern geführt werden. 

 

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