Bremervörde. Auf einer Veranstaltung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU stellte Reinhild Gräfin von Hardenberg ihr kürzlich erschienenes Buch „Auf immer neuen Wegen" vor. Darin beschreibt die Autorin ihre Kindheit und Jugend auf Schloss Neuhardenberg und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Über 80
Besucher waren zu der Buchpräsentation erschienen. Dies zeigt die enorme
Bedeutung des Themas knapp 60 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf
Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Der Evangelische Arbeitskreis der CDU wolle
mit der Veranstaltung ins Bewusstsein rufen, dass es Widerstand gegen den
Nationalsozialismus gab, erläuterte der Kreisvorsitzende Albert Rathjen
und „wie kann man das besser als mit Zeitzeugen"? In einer bewegenden Lesung beschrieb Reinhild Gräfin von Hardenberg zunächst ihre Kindheit und Jugend auf Neuhardenberg. Sie führte die Zuhörer damit in eine eigene Lebenswelt ein, in die des preußischen Landadels. Die Gräfin von Hardenberg wurde 1923 geboren und erlebte eine wohl behütete Kindheit. Gemeinsam mit ihren Geschwistern bekam sie in den ersten Jahren Privatunterricht. Mit dem beschäftigten Personal wurde ein familiärer und liebevoller Umgang gepflegt. Im Hause verkehrten viele Mitglieder des aktiven Widerstands gegenüber den Nationalsozialisten, so auch Werner von Haeften, der Adjutant von Claus von Stauffenberg, mit dem sie sich 1944 verlobte. Frühzeitig war sie in die Umsturzpläne eingeweiht worden. Nach dem Scheitern des Attentats gegen Hitler wurde Reinhild Gräfin von Hardenberg zusammen mit ihrem Vater verhaftet. Während man ihren Vater ins Konzentrationslager Sachsenhausen brachte, kam sie ins Untersuchungsgefängnis Moabit, dann ins Frauengefängnis Kantstraße. Sie schreibt: „Am Abend meines ersten Hafttages erhielt ich ein Stück Brot und etwas Käse, dazu wurde mir der Becher mit einer widerlichen Flüssigkeit gefüllt, die nur ganz entfernt an Kaffee erinnerte. |
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In der Nacht dann merkte ich zu meinem Entsetzen, dass ich ganz und gar nicht allein war - es wimmelte nur so von Ungeziefer. Und später dann auf der Pritsche fielen Myriaden von ausgehungerten Wanzen über mich her. Doch wie hatte mein Vater früher gesagt? Wer nicht an einem Tag im Schloss und am anderen auf einem Strohsack schlafen könne, ohne die Haltung zu verlieren, der habe keine Kultur!"Diese etwas pragmatische Sichtweise, so die Autorin, sollte ihr noch oft von Nutzen sein. Auch nach Kriegsende gab es für sie und ihre Familie keine Rückkehr nach Neuhardenberg. Nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten wegen der Beteiligung des Vaters am Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 übernahmen die Kommunisten 1945 Neuhardenberg und benannten das Schloss in Marxwalde um. Heute ist das Schloss Neuhardenberg wieder zu besichtigen. In der Vorhalle der Kirche von Neuhardenberg errichtete Reinhild Gräfin von Hardenberg gemeinsam mit ihren Geschwistern eine Gedenktafel für ihre inzwischen verstorbenen Eltern mit der Inschrift: „Sie kämpften für Freiheit und Recht". |
Im Anschluss an die Lesung beantwortete Gräfin von Hardenberg Fragen aus dem Publikum. Warum Graf von Stauffenberg das Attentat ausgeführt hat, der selber krank und verletzt war und ob sich denn kein anderer getraut habe, lautete eine Frage. Von Stauffenberg sei zu dieser Zeit einer der wenigen Personen gewesen, die überhaupt Zugang zu Hitler hatten, so die Antwort. Die Möglichkeiten, solch ein Attentat zu begehen, waren sehr eingeschränkt.